Station 10: Friedhof an der Elendskirche
Schiffergemeinde
Für das späte 16. Jahrhundert ist an der rheinnahen Kirche St. Maria in Lyskirchen das Bestehen einer evangelischen „Schiffergemeinde“ überliefert. Das Verbot, gottesdienstliche Feiern in der Stadt abzuhalten, wurde dadurch überwunden, dass sie auf dem Rhein stattfanden. Es wurden Schiffe miteinander verbunden. So entstand der Name Schiffergemeinde. Die enge Verbindung zwischen Köln und den Niederlanden zeigt sich auch darin, dass geflohene Mennoniten hier Unterschlupf fanden. Aus einer dieser Familien stammte der 1587 in der nahegelegenen Großen Witschgasse geborene Joost van den Vondel, ein bedeutender niederländischer Dichter.
Friedhof der Elenden
Die Protestanten begruben ihre Toten auf dem „Elendenfriedhof“, der hinter der im 12. Jahrhundert erbauten Pfarrkirche St. Johann Baptist gelegen war. An diesem Ort wurden bereits seit dem 14. Jahrhundert die „Ellenden“ beerdigt. Als „elendig“ galten Verunglückte oder Erschlagene, aber auch arme Pilger. Da die Verstorbenen keinem stadtkölnischen Pfarrbezirk zugeordnet werden konnten, begrub man sie auf diesem Kirchhof. Ähnlich war es auch bei den Protestanten. Sie besaßen weder eine pfarrliche Zugehörigkeit noch das Bürgerrecht. Um aber eine Bestattung in der Nähe ihres Lebensraumes zu ermöglichen, wurde ihnen dieser Friedhof zugewiesen. Auch Hieronymus, der zweite Sohn des namhaften Kölner Patriziers Arnold von Siegen, hatte sich zur neuen Lehre bekannt und wurde hier bestattet, da man ihn nicht in die Familiengruft aufnehmen wollte.
Grabsteine für bekennende Protestanten sind auf dem Gelände des Elendsfriedhofs nicht zu finden. Denn im Jahre 1574 war westlich der mittelalterlichen Stadtmauern, im heutigen Köln-Lindenthal, der Geusenfriedhof angelegt worden. Vielleicht wurden einige Steine vom Elendsfriedhof dorthin überführt. Das Gebiet des Elendsfriedhofs ließ der Adlige Jacob von Groote (1589 – 1663) mit einer Mauer umfassen. Somit konnten alle Gebeine bis zum heutigen Tag einen würdigen Ruheraum finden.
Ein früher Gedächtnisort namenloser Protestanten
Der Elendsfriedhof der später dort errichteten Elendskirche St. Gregor kann als ein Gedächtnisort frühen evangelischen Lebens angesehen werden. Auf dem Geusenfriedhof erzählen die Grabsteine und Gedenkplatten von den verschiedenen Gemeinden und Nationalitäten, etwa der französisch- oder der niederländisch-reformierten, aber auch der deutsch-lutherischen. Auf dem Elendsfriedhof kann der vielen namenlosen, glaubensverfolgten und weitgehend entrechteten evangelischen Christen Kölns gedacht werden.
Ort der Station 10
Der Friedhof an der Elendskirche St. Gregorius liegt südlich der Severinsbrücke in der Straße An St. Katharinen, hinter der Kirche St. Johann Baptist. Hier erinnert eine Bodenplatte an die zehnte Station der VIA REFORMATA.